Die Geschichte der Burschenschaft der Pflüger – Ein kurzer Abriss

Nach der Auflösung der Allgemeinen Deutschen Burschenschaft im Jahre 1819 entstanden u.a. als Gegengewicht gegen die aus Landsmannschaften hervorgegangenen Corps an einigen Universitäten Erbauungskränzchen oder sogenannte christliche Studentenvereine. So fanden sich in Halle am 20.06.1837 unter der Leitung des Theologieprofessors Tholuck eine Handvoll Theologiestudenten zusammen und gründeten ein Erbauungskränzchen um darin der gemeinsamen Bibelauslegung nachzugehen. Schon bald jedoch gewann der Geselligkeitstrieb der jungen Studenten aus Bonn, Jena und Halle mehr und mehr an Boden, so dass es im Jahre 1841 zur Gründung des „Christlichen Studentenvereins“ kam. Etwa zeitgleiche bildeten sich in Deutschland zwei burschenschaftliche Grundüberzeugungen unter den Studentenvereinen heraus, das arministische und das germanistische Prinzip. Die eher liberal- freidenkerischen Arministen wollten Studenten zwar politisch bilden, überließen die politische Ausrichtung jedoch dem einzelnen Mitglied. Ein einheitlicher politischer Standpunkt wurde nicht nach Außen vertreten. Germanisten legten demgegenüber Wert auf die Erziehung zur politischen Tat und traten nach außen politisch geschlossen auf.
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Martin-Luther-Uni-versität Halle- Wittenberg, gegründet 1817 Gemeinfrei, Link

Gründungsort Gaststätte „Zum goldenen Pflug“

Gründungsort Gaststätte „Zum goldenen Pflug“

Im Sommer des Jahres 1844 kam es in Folge von Reformbestrebungen zu einer Aufspaltung des Vereins in einen sittlich-christlich ausgeprägten Zweig und einer freieren Richtung, die das geselligere Studentenleben bevorzugte. Der christliche Flügel bildete am 20.Dezember 1844 den Wingolf, die liberalere Mehrheit siedelte im Sommersemester 1845 in den im Jahre 1601 erbauten „Goldenen Pflug“ am Alten Markt über. Im selben Jahr wandelte sich der Verein in eine „burschenschaftliche Verbindung Pflug“, nahm die violette Farbe für die Mütze an und gleichzeitig den burschenschaftlichen Zirkel mit dem P-Bogen des Pfluges. Nachdem schon im Winter 1847 ein Wappen entworfen worden war, das die Farben Schwarz-Violett (das burschenschaftliche Rot vermischt mit dem blau der Treue)- Gold trug, war inzwischen der burschenschaftliche Gedanke auf dem Pfluge so weit erstarkt, dass das Rot wieder dominieren sollte. Deshalb wurde ab dem 28. Mai 1848 ein schwarz-rot-goldenes Band mit violetten Saum getragen. Die violette Samtmütze bekam ein schwarz-rot-goldenes Saumband. Der Wahlspruch lautete: “ Ehre, Freiheit, Vaterland.“

Nach dem Scheitern der deutschen Nationalversammlung in Frankfurt ersetzte der Pflug am 18. Mai 1849 das schwarz-rot-goldene Band durch die violett-weiß-goldenen Farben. Das Weiß symbolisierte dabei tugendhafte Sittlichkeit und Reinheit, das Gold sollte einen ideellen Bezug zum Lützowschen Freicorps herstellen . In den Folgejahren versuchten die Pflüger, ihren Platz innerhalb der deutschen Studentenschaft zu finden und ihre Identität zu schärfen. So bildete man Vereinigungen mit vermeintlich ideenverwandten Burschenschaften, die jedoch bald an inhaltlichen Differenzen wieder zerbrachen. Der Pflug hatte sich innerlich zwar längst zur Burschenschaft geformt, jedoch erst im Nachgang des Frankfurter Burschentages im Jahre 1860 wurde die Verbindung in „Burschenschaft Pflug“, und später in „Burschenschaft der Pflüger“ (1866) umbenannt. Insgesamt waren es wechselvolle Jahre, die viele Änderungen mit sich brachten, welche wiederum später aufgehoben wurden. Jedoch hat sich auch einiges aus dieser Zeit bis heute erhalten: So unser Wahlspruch und das 1867 wieder eingeführte schwarz-rot-goldene Band, welches seither nur noch zu festlichen Anlässen getragen wird,

Verbindungshaus Pflug 1911

Verbindungshaus Pflug 1911

Am 20. Juli 1881 schlossen sich auf Einladung der drei Jenaischen Burschenschaften nach langwierigen Verhandlungen alle Burschenschaften in Eisenach zum „Allgemeinen Deutschen Deputiertenconvent“ (ADC) zusammen, der 1902 auf dem Burschentag in Eisenach in die „Deutsche Burschenschaft“ umgewandelt wurde. Auf einem außerordentlichen Burschentag im WS 1905/1906 trat der Pflug dem liberal- arministischen „Roten Verband“ (benannt nach der Farbe der Mützen seiner Mitglieder)bei, der am 1. Dezember 1890 als ein Bollwerk gegen die damals überhand nehmenden jungen, nicht traditionsgebundenen Burschenschaften mit zumeist germanistischer Prägung, gegründet worden war (von Alemannia Bonn, Arminia a.d.B., Arminia Marburg, Brunsviga Göttingen und Bubenruthia Erlangen). Im Rahmen einer großen Einweihungsfeier bezog der Bund am 09.12.1911 sein eigenes Haus in der Albrechtstr. 7.

Aktivenleben auf dem Pflug

Aktivenleben auf dem Pflug

Kneipsaal des Pflugs

Kneipsaal des Pflugs

Ab 1934 begannen sich verstärkt auch in Halle, an der Universität und auf dem Pfluge die politischen Spannungen infolge der Machtübernahme durch die Nationalsozialisten bemerkbar zu machen. Diese Entwicklung gipfelte am 18. Oktober 1935 in der offiziellen Auflösung der Deutschen Burschenschaft in Eisenach und am 23. Februar 1936 in der Selbstauflösung der Aktivitas der Pflüger und ihre Überführung in den „Nationalsozialistischen Deutschen Studentenbund (NSDStB). Das Pflügerhaus wurde an die „Deutsche Arbeitsfront“ vermietet. Um die Eigenständigkeit im Gemenge des NSDtB zumindest im Inneren zu behalten, gründeten 100 Pflüger zunächst die „Pflügerkameradschaft“, im Mai 1942 umbenannt in“ Altherrenschaft König Heinrich“. Fast die gesamte Altherrenschaft trat der „Altherrenschaft König Heinrich“ bei, auf die dann auch das Haus überging. Die Pflüger waren also auch zur Zeit des Nationalsozialismus ein Spiegelbild der deutschen Gesellschaft. Neben Anhängern des Regimes gab es natürlich ebenso Mitläufer aber auch Gegner und Widerständler wie Hermann Kaiser (Gedenkstätte Plötzensee), Beteiligter am Attentat auf Adolf Hitler am 20. Juli 1944.

Das Pflüger-Haus in Münster

Das Pflüger-Haus in Münster

Nach dem Krieg konnte die Burschenschaft der Pflüger zu Halle nicht wieder in ihrer Heimatstadt eröffnet werden und so beschloss man nach verschiedenen Treffen, den Pflug in Münster am 18./19. Juli 1949 wieder neu zu gründen. Im Sommersemester 1960 vereinigte sich dann der Pflug mit den bewusst burschenschaftlich gesinnten Mitgliedern der im Jahre 1913 gegründeten Burschenschaft Rheno-Marchia zu Münster. Ein Alter Herr dieser Verbindung, Professor Dr. Walter Stempell, – u.a. auch Dichter des Münsterliedes-, verstorben am 18. Juni 1938, hinterließ seinem Bunde ein Grundstück in der Gertrudenstraße 31 mit der Auflage, es für burschenschaftliche Zwecke zu nutzen. Die Rheno-Marchia erfüllte nunmehr zusammen mit dem Pflug dieses Vermächtnis, und es entstand das Walter-Stempell-Haus Pflug, für das am 25. November 1961 der Grundstein gelegt und das am 3. November 1962 eingeweiht wurde.

Die Burschenschaft der Pflüger Halle zu Münster ist 1996 aus dem Dachverband „Deutsche Burschenschaft“ ausgetreten. Unverändert gehört sie als dachverbandsfreie Burschenschaft dem arministischen Roten Verband an.

Westfälischen Wilhelms-Universität (gegründet 1780)

Westfälischen Wilhelms-Universität (gegründet 1780)

Der Rote Verband ist ein Arbeits- und Freundschaftskartell von sechs deutschen Burschenschaften arministischer Prägung. Der Name rührt nicht von einer bestimmten politischen Gesinnung, sondern von der Mützenfarbe rot, welche die Mehrheit der Mitgliedsburschenschaften trägt.

Geschichte des Roten Verbandes

Seit dem Wartburgfest 1817 bestanden enge Verbindungen zwischen Jena und Erlangen. Diese führten im Jahre 1862 zur Gründung des Roten Kartells (auch Exclusives Kartell genannt) zwischen B! Armina a.d.B. zu Jena und der B! der Bubenreuther zu Erlangen. Von 1864 gehörte diesem Kartell auch die B! Alemannia Bonn an. Das Rote Kartell vertrat streng das urburschenschaftliche Gedankengut arministischer Prägung.

Seit 1861 bestand ein enges Freundschaftsverhältnis zwischen der B! Arminia Marburg und der B! Brunsviga Göttingen. Die beiden B!B! gründeten 1875 das Arministische Kartell . Wie der Name sagt vertrat es ebenfalls das arministische Gedankengut. Dieses Kartell bestand bis 1881.

Im Jahre 1881 wurde auf dem Burschentag in Eisenach der Allgemeine Deputierten Convent gegründet. Ihm gehörten auch die bisher genannten 5 B!B! an.Seit dieser Zeit wurde die Frage eines engeren Zusammenschlusses dieser 5 B!B! erwogen.

1890 wurde in Jena das 75-jährige bestehen der Deutschen Burschenschaft gefeiert. Wenige Zeit später kam eine lose Vereinigung zwischen den oben genannten 5 B!B! zustande. Sie verpflichteten sich in einem Vertrag, ein Bollwerk gegen die damals überhandnehmenden jungen, nicht traditionsgebundenen Burschenschaften zu bilden. Im Jahre 1897 kam es zu einem noch engeren Zusammenschluß der 5 B!B! und sie gaben sich nach der Farbe ihrer Mützen den Namen Roter Verband .

1906 trat die B! der Pflüger dem RV bei, welche in den zurückliegenden Jahrzehnten regen Kontakt zu den Brunsvigen und den Bubenreuthern hatte.

Seit 1996 ist keine RV-Burschenschaft mehr Mitglied der DB.

Quelle: https://www.markomannenwiki.de/index.php?title=Roter_Verband

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